Am vergangenen Wochenende gingen drei niedersächsische Vereine bei der Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft an den Start mit dem Ziel sich für das Achtelfinale, was am 08.03. stattfinden wird, zu qualifizieren. An der Deutschen-Mannschaftspokalmeisterschaft nehmen zahlreiche Vereine aus ganz Deutschland teil, welche in den Begegnungen in Vierermannschaften antreten. Unter ihnen auch die niedersächsischen Vereine: Der SK Lehrte, der Post SV Uelzen und der HSK Lister Turm. Gespielt wurden dabei zwei K.O.-Spiele, eines am Samstag, das andere am Sonntag, für welches sich man jedoch erst einmal durch einen Sieg am Samstag qualifizieren musste.
Am Samstag gingen die niedersächsischen Vertreter alle als Favorit in ihre Begegnungen: Der SK Lehrte konnte sich sehr souverän mit 3,5 – 0,5 gegen den SV Vimaria Weimar durchsetzen. FM Nico Stelmaszyk und Philip Reimer konnten an Brett 1 und 2 gewinnen und auch der an Brett 4 spielende Gia Bao Nguyen konnte seinen über 150 Elo-Punkte stärkeren Gegner besiegen. Beim HSK Lister Turm lief das Samstag K.O.-Spiel gegen SV Sterkrade-Nord ebenfalls relativ problemlos. Da Johannes von Mettenheim bereits nach sieben Zügen eine Figur gewann, lagen die Lister bereits früh vorne. Auch Kai-Christian Bruns gewann relativ zügig, nachdem er in der Eröffnung deutlich besser vorbereitet gewesen war. FM Felix Hampel remisierte an Brett 1, auch wenn er zuvor lange Zeit auf Gewinn gestanden hatte, aber das machte nichts aus, da damit der Kampf bereits entschieden war. FM Martin Hörstmann schaffte es letztendlich ebenfalls sein relativ ausgeglichenes Endspiel für sich zu entscheiden. Der Post SV Uelzen ging ebenfalls als Favorit in die Begegnung gegen den Greifswalder SV. Allerdings stand diese dennoch unter einem schwierigen Stern, da der Post SV aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von CM Justus Bargsten nur mit 3 Spielern antreten konnte.
Da Greifswald allerdings auch nicht mit ihren besten Spielern angetreten war und einen nominell schwächeren Spieler an 1 gestellt hatte, konnte FM Bernd Laubsch ausgleichen. Finn Burnus schaffte es in der Folge den Post SV in Führung zu bringen. Nachdem er den Gewinn zunächst bereits einmal vergeben hatte, schaffte er es ein gutes Endspiel für sich zu entscheiden und damit die Partie „ein zweites mal“ zu gewinnen. Da jedoch Sergej Bogomolow auch unter Druck in der Stellung im 40. Zug seine Zeit ablaufen ließ, da er sich sicher war schon die Zeitkontrolle erreicht zu haben, stand es letztendlich 2:2 und auch nach Berliner Wertung 5:5 Unentschieden. Im darauf folgenden Stechen im Blitzschach, was kurioserweise etwas zu spät los ging, da einige Greifswalder Spieler nicht am Spielort zu finden waren, konnte sich dann der Post SV recht souverän mit 3:1 durchsetzen. Somit waren der SK Lehrte, der HSK Lister Turm und der Post SV Uelzen allesamt in die nächste Runde eingezogen!
Am Sonntag war dann die Ausgangslage für alle Mannschaften eine andere, nämlich ging keiner der niedersächsischen Vereine als Favorit in ihre Begegnungen.
Der SK Lehrte startete jedoch gut ins Match gegen den favorisierten SK Erkenschwick, der mit 2 Großmeistern antrat. Anton Weigand stand nach der Eröffnung schon gut und hatte ebenfalls die bessere Zeit gegen seinen Großmeister-Gegner an Brett 2. Bei Philip Reimer lief die Eröffnung in Ordnung, er wurde dann jedoch schnell überspielt und er sah sich gezwungen eine Figur zu opfern ohne nennenswerte Kompensation, weshalb die Lehrter die Partie also quasi schon abgeschrieben hatten. Gia Bao Nguyen profitierte zunächst von einem misratenen Figurenopfer seines Gegners. Allerdings kämpfte sich sein Gegner zurück und schließlich kam es zur Zugwiederholung, was dennoch ein sehr gutes Ergebnis für die Lehrter war, da Gia Baos Gegner nominell hochfavorisiert war. FM Nico Stelmaszyks Partie sah derweil remislastig aus. Nicos Stellung wurde jedoch leider Zug um Zug schlechter und in der Zeitnotphase stellte er die Partie dann endgültig ein. In Antons Partie ging es derweil auf und ab, aufgrund des Zeitvorteils, den sich Anton jedoch herausgespielt hatte gewann er nach und nach die Oberhand bis sein Gegner es im 40. Zug endgültig einstellte, siehe Stellung. Damit sah es für die Lehrter immernoch nicht gut aus, da selbst ein Remis von Philip nicht für den Mannschaftssieg gereicht hätte. Doch nach dem 40. Zug hatte sich die Stellung von Philip völlig verändert. Anton beschrieb es so: »Als ich jedoch nach meinem 40. Zug an Philips Brett ging sah ich das Unmögliche. Philip Reimer hatte die Partie gedreht und stand völlig auf Gewinn! Er hatte mal wieder bewiesen, warum er den Titel „größter Kämpfer da draußen“ hat! Nach meinem und Philips Sieg hatten wir das Ding mit 2,5 – 1,5 in der Tasche und waren weiter!«

Das Lehrter Siegerteam v.l.n.r.: Matchwinner Anton Weigand, FM Nico Stelmaszyk, Gia Bao Nguyen, Philip Reimer (Quelle: SK Lehrte)
Hier kann sich jeder einmal den Kopf darüber zerbrechen, mit welchem Zug Anton die Verteidigungslinie des Gegners überwinden und seinen ersten Sieg gegen einen Großmeister einfahren konnte. Weiß am Zug:

Partie: Weigand – De Vreugt (Quelle: SK Lehrte)
Der HSK Lister Turm war vor dem Spiel gegenüber gegen die SG AE Magdeburg anders als die Lehrter von der Aufstellung her ungefähr auf Augenhöhe. Johannes von Mettenheim ging in der Eröffnung gegen seinen Gegner relativ schnell eine Zugwiederholung ein, nachdem er ungewollt eine Neuerung gespielt hatte: die erste Punkteteilung. An Brett 3 kam Kai Christian Bruns zunächst in eine schwierige Stellung, schaffte es aber in der Zeitnot des Gegners durch ein Bauernopfer seinen Gegner unter Druck zu setzen, sodass dieser taktisch patzte und Kai die Hannoveraner in Führung brachte. FM Felix Hampel hatte derweil an Brett 1 ein eigentlich leicht besseres Doppel-Turmendspiel auf dem Brett, welches dieser leider unglücklich einstellte, sodass alles an dem noch spielenden FM Martin Hörstmann hing:
Dieser übernahm in komplexer Stellung das Ruder und trotz Gegenspiels seiner WGM-Gegnerin brachte Martin letztendlich unter Qualitätsopfer einen Bauern durch, gewann dadurch eine Figur und bringt damit den Lister Turm eine Runde weiter!

Matchwinner Martin Hörstmann (Quelle: HSK Lister Turm)
Im Mannschaftskampf des Post SV Uelzen waren die Gegner vom SK Doppelbauer Turm Kiel nominell überlegen, aber anders als am Tag zuvor, stieß nun CM Justus Bargsten zur Uelzener Mannschaft hinzu. Als erstes einigte sich Sergej Bogomolow, auf ein Remis, nachdem aus einer komplizierten Stellung ein Massenabtausch gefolgt war und dann ein Endspiel entstand, was beide wohl nicht mehr weiter spielen wollten. Als nächstes remisierte CM Justus Bargsten gegen den starken FM Magnus Arndt, nachdem Justus in schlechterer Stellung einiges vom Brett nehmen konnte, sodass letztendlich ein Endspiel im Gleichgewicht entstand. Der Uelzener Matchwinner war FM Bernd Laubsch, der gegen Mats Beek das elotechnisch engste Duell hatte. Nachdem Bernd zunächst etwas unter Druck geriet und dann irgendwann auch den ersten Bauern verlor, wurde es kurz vor der Zeitkontrolle kompliziert. Weiß musste wohl noch einen genauen Zug machen um die Oberhand zu behalten, aber dann gab es für die Uelzener ausgeglichene Gerechtigkeit vom Vortag und die Zeit des Kielers lief ab, sodass Bernd unverhofft aus kritischer Lage plötzlich den ganzen Punkt in der Hand hatte. Danach spielte nur noch Finn Burnus, der leider letztendlich in ausgeglichener Stellung mit knapper Zeit ein Mattbild übersah. Die Niederlage war jedoch egal, da der Post SV dennoch aufgrund der besseren Berliner Wertung mit dem 2-2 weiter ist!
Damit sind drei niedersächsische Vereine im Achtelfinale! Der Pokal hat ja wie bekanntlich seine eigenen Gesetze…
Nach Informationen von: Jan Pubantz
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