Niedersächsischer
Schachverband
Gefördert durch:
Bericht des Kadertrainings
Mittwoch, 29. Oktober 2008 von Michael Gründer
von Timo Holloway

Bundeskunsthalle Bonn, Oktober 2008:
Weltmeisterschaftskampf zwischen Wladimir Kramnik und Viswanathan Anand. Der Inder hat sich, laut Interview, auf das Match mit täglich 9 Stunden Training vorbereitet – offensichtlich erfolgreich.

Stadthalle Uelzen, 22.10-23.10.2008:
8 wissensdurstige Schachspieler aus ganz Niedersachsen versuchen, für zwei Tage in die Rolle Anands zu schlüpfen und zu erleben, wie es sich anfühlt, profimäßig zu trainieren und ganztägig gefordert zu werden.

Während Anand hauptsächlich mit dem Computer arbeitete, hatten wir die Ehre, von GM Michael Prusikin unterrichtet zu werden. Auch das Thema, „die Verteidigung“, hätte vielleicht eher zu dem Kontrahenten Anands, zu Wladimir Kramnik, gepasst.
 
Nichtsdestotrotz haben wir beim Kadertraining eine Menge gelernt, und auch der Spaß kam nie zu kurz. Wir stießen an unsere Erschöpfungsgrenzen und gingen zeitweise sogar darüber hinaus.


Während Stefan und Timo erst am Mittwoch-Morgen einflogen, kamen Alex, Frank, Fabian und Bernd direkt von dem Wettbewerb „Meister gegen Talente“. Stephan  Bradler und Manuel Günnigmann knüpften den Meistern bei dem Turnier nicht nur reichlich DWZ-Punkte ab, sondern durften aufgrund ihrer starken Leistungen (beide hatten jeweils 50 % erreicht) auch am Lehrgang teilnehmen. Im Training gaben wir nun Dauerschachs, ließen uns Pattsetzen, errichteten Festungen und lernten eine andere Ressource kennen, die in schlechten Stellungen als Rettungsanker dienen kann: die „ewige Verfolgung“.

Das Verteidigen der oftmals scheinbar hoffnungslosen Positionen war sehr kompliziert, vor allem, nachdem wir realisiert haben, dass uns ein angriffslustiger GM gegenübersitzt. Wir erlernten, dass es extrem wichtig ist, nach einem Figurenopfer des Gegners stets zuerst die Annahme zu prüfen („Glaube deinem Gegner kein Wort!“). Überwältigt von einer feindlichen Idee wird dies oft vergessen, aber zweierlei Gründe (1: Materialvorteil – Möglichkeit späterer Rückopfer   2. Reduzierung der Angriffsfiguren des Gegners) sprechen für dieses Konzept, wie das folgende Beispiel belegt:

Motoc,Alina (2387)
Gutsko,Anastasiya (2184)
Budva (7), 20.09.2003
[Prusikin, Michael]

Weiss am Zug…

1.La3!! Lxa3 2.Txh7?
[2.Dh4! Kf8™ 3.Dxh7 Ke7 4.Dxf7+ Kxf7 5.Th7+ Ke8 6.Sf6+ Kf8 7.Th8+ Kf7 8.Th7+=] 2…Lb7?? [2…Dc7? 3.Dh4!? (3.Sf6+ Kf8 4.Dxe6 Tc1+ 5.Kf2 Dc2+ 6.Kg3 Dxd3+ 7.Kh4 fxe6 8.Th8+ Ke7 9.Th7+ Kf8 10.Th8+=) 3…Dxe5 4.Tf1! Lc1 5.Tfxf7 (5.Sf6+? Dxf6) 5…Le3+ 6.Kh1 Tc1+ 7.Kg2 Tg1+ 8.Kh3 Lxd3 9.Dh6 Lf1+ 10.Txf1 Txf1 11.Dxg6+ Kf8 12.Dh6+=;
2…Kxh7! 3.Dh4+ Kg8 4.Dh6 Tg2+!! 5.Kh1 (5.Kxg2 Lb7!–+) 5…Tf2!!–+] 3.Dh4+- Kf8 4.Txf7+ Kxf7 5.Dh7+ Ke8 6.Sf6+ Kf8 7.Dg8+ 1–0 Zum Download als PGN oder CBV.


Sehr zweischneidig, aber gerade deshalb interessant, waren die Stellungen zum Ausspielen. Beispielsweise bekamen Stefan und Fabian bei dieser Gelegenheit eine eigens von GM Prusikin entwickelte Studie vorgesetzt, die vermeintlich unlösbar erschien.

 

Am Abend stand dann das traditionelle Blitzturnier auf dem Programm, welches Stefan für sich entscheiden konnte (es sein angemerkt, dass Michael Prusikin nicht zum Mitblitzen animiert werden konnte – sonst hätte es vielleicht einen anderen Sieger gegeben J )

 

Die Figuren flogen, Köpfe qualmten – es wurde hart gekämpft, aber auch gelacht, und, – vor allen Dingen – philosophiert:

Hätte während des Blitzens ein Phrasenschwein bereitgestanden, so bräuchten wir uns über die Finanzierung des nächsten Trainings mit Sicherheit keine Gedanken zu machen.

Das Highlight des Ausgleichsportes war jedoch zweifelsohne der von Bernd initiierte Wrestling- Wettkampf zwischen Alex und Timo in der Turnhalle.Der Niedersachsenmeister FM Markgraf  erwies sich als standfestere Größe im Kader und ließ dem Schreiber dieses Berichtes nicht den Hauch einer Chance.

 

Ich hoffe, dass die Gerüchte, die besagen, die Videoaufnahmen des Kampfes seien bereits auf Youtube zu finden, frei erfunden sind.

Am Donnerstag früh ging es, mehr oder weniger ausgeschlafen, wiederum mit dem seriöseren Teil des Trainings weiter.Reichliche Stellungen zur Analyse warteten nur darauf, von uns in Kleingruppen gelöst zu werden.

 

Anschließend standen 13 Test-Aufgaben auf dem Programm, die jeder für sich zu bewältigen hatte. Langeweile kam dabei nicht auf, denn es wurden Damen gefangen, Mattideen vereitelt, Könige belästigt und Konterangriffe gestartet.Um 20 Uhr, nach der Analyse von 2 studienartigen Endspielen, war das Training beendet – 8 ½  Stunden pure Verteidigung !!!

Wir staunten nicht schlecht, als wir noch am gleichen Abend das gesamte Material sowie weitere Partien in unseren Email-Postfächern vorfanden. Wir hatten nun also die Möglichkeit, noch weitere Verteidigungsideen anschauen!  Und ich denke, die eine oder andere „Heißkiste“ von uns wird diese Chance auch wahrgenommen haben.

Und sei es nur, um später einmal sagen zu können, an einem Tag länger trainiert zu haben als Anand, der Weltmeister…!

 

Timo

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