Johannes von Mettenheim wird mit sensationellen 8/9 neuer Deutscher Meister in der U18 und knackt die 2400er-Elo-Marke
Montag, 23. Juni 2025 von Benjamin Löhnhardt
Der Hannoveraner Johannes von Mettenheim (HSK Lister Turm) war bei dieser DJEM einfach nicht zu stoppen. Er dominierte das Turnier und belegte letztendlich ungeschlagen mit 8/9 Punkten und einer Elo-Performance von über 2600 verdient den ersten Platz.

Deswegen wurde Johannes bei der Siegerehrung (Link: Deutsche Jugendeinzelmeisterschaften 2025 #dem25 | Siegerehrung Stelle 1:58:30 Johannes Auftritt) von Moderator Birger auch spaßeshalber als „Maschine von Mettenheim“ vorgestellt. Durch diese Performance konnte er ebenfalls die 2400er-Elo-Marke überschreiten, welche neben der Erzielung von 3 IM-Normen (von denen Johannes bereits vor zwei Monaten beim Grenke-Open seine erste erzielen konnte) essentiell für die Erreichung des IM-Titels ist. Bereits relativ früh im Turnier wurde klar, dass Johannes sich nach seinem letztjährigen Titelgewinn bei der DJEM 2024 in der Altersklasse U16 auch dieses Jahr einiges vorgenommen hatte. Die ersten 4 Partien konnte Johannes alle für sich entscheiden, darin zeigte er sich stets besser vorbereitet, erreichte Vorteil und verwertete diesen, sodass er sich souverän gegen die nominellen Mitfavoriten FM John Heinrich und FM Maurin Möller durchsetzen konnte. In Runde 5 wartete dann das Duell gegen den an 1 gesetzten Topfavoriten und Vorjahressieger IM Vadym Petrovskiy. In dieser hochklassigen Begegnung konnte letztendlich keine der beiden Parteien im nach der Eröffnung entstandenen ungleichfarbigen Läufer + Doppelturmendspiel objektiven Vorteil erreichen, wenngleich Vadym einige gute praktische Versuche unternahm. In der Folge marschierte Johannes, aber auch sein Verfolger Vadym souverän weiter und beide setzten sich regelmäßig gegen die Konkurrenz durch, wobei Vadym bis zur 8. Runde zwei remis mehr als Johannes abgab, sodass vor der alles entscheidenden 9. Runde sich folgende Ausgangslage ergab: Johannes führte mit 7,5/8 mit einem Punkt Vorsprung vor seinem Verfolger Vadym, der ebenfalls bei eindrucksvollen 6,5/8 stand. Trotz dieses komfortabel wirkenden Vorsprungs war klar, dass Johannes noch keinesfalls durch war, da Vadym die bessere Zweitwertung aufweisen konnte. Dazu kam, dass Johannes in der letzten Runde mit Schwarz gegen FM Luca Englert ran musste, der vor dem Turnier ebenfalls als Mitfavorit gehandelt wurde. Vadym trat währenddessen mit Weiß gegen den nominell schwächeren Julius Semling an. Und obwohl klar war, dass ein halber Punkt für Johannes sicher zur Deutschen Meisterschaft reichen würde, sollte es auf den letzten Metern im Titelrennen noch einmal spannend werden. Zwar konnte Johannes nach der Eröffnung eine ausgeglichene Stellung erreichen und bei Vadym sah es so aus als würde er schwer über ein Unentschieden hinweg kommen, doch auf einmal wendete sich das Blatt: Luca Englert bekam durch einen Bauernvorstoß im Zentrum hervorragende Chancen auf Sieg zu spielen und auch Vadym konnte aus dem nichts klaren Vorteil erreichen.
Doch obwohl die Stellung brenzlig zu werden drohte, behielt Johannes die Nerven, verteidigte sich zäh und setzte letztlich zu einem starken Qualitätsopfer an, dass ihm genügend Aktivität und letztlich sogar Vorteil geben sollte.

Die Partie ging daraufhin noch über 50 Züge weiter, aber Johannes war nie wieder gefährdet und die einzige Frage war, ob Johannes seinen Vorteil zum ganzen Punkt verwerten könnte. Auch wenn das letztendlich nicht gelang, war klar Johannes hatte es geschafft und konnte somit wenige Stunden später die Deutsche Meisterschaftstrophäe in die Höhe stemmen. Vadym Petrovskiy belegte ebenfalls mit einer fantastischen Performance, die in letzten Jahren sicher für den ersten Platz gereicht hätte, mit 7,5/9 Punkten den zweiten Platz. FM John Heinrich wurde mit 6/9 dritter.

Nach der DJEM haben wir Johannes noch ein paar Fragen gestellt:
NSV: Johannes, Glückwunsch zu deiner beeindruckenden Leistung! Wie fühlt es sich an zum zweiten Mal in Folge Deutscher Meister zu werden?
Johannes: Gut, gerade weil ich in der ersten Hälfte des Turniers einige saubere Partien hatte. In den letzten vier Runde machte ich einige Fehler, die mich zum Glück aber nicht den Titel gekostet haben.
NSV: Wie hast du dich auf diese Deutsche Meisterschaft vorbereitet?
Johannes: Ich habe mir Partien meiner größten Konkurrenten oberflächlich angesehen und einige Taktikaufgaben gelöst.
NSV: Gab es einen besonderen Moment im Turnier, der für dich entscheidend war?
Johannes: Natürlich die Partie gegen den späteren Vizemeister IM Vadym Petrovskiy, in welcher dieser es schaffte, in einem zu Beginn sehr remislichen Endspiel noch realistische Gewinnchancen zu kreieren.
NSV: Wer hat dich auf deinem schachlichen Weg besonders unterstützt?
Johannes: Bei der DJEM selbst wurde ich besonders von FM Jan Pubantz und CM Justus Bargsten unterstützt, die noch spät nachts Eröffnungskonzepte für mich ausgearbeitet haben, während ich schon schlafen konnte. So konnte ich mich zwischen den Runden besser entspannen, was sicher auch zu diesem Erfolg beitragen hat.
In den letzten Jahren hatte ich viel Unterstützung, für die ich sehr dankbar bin, auch wenn ich unmöglich alle aufzählen könnte, ohne jemanden zu vergessen. Früher habe ich viel mit FM Friedmar Schirm trainiert, der großen Beitrag zu meinem jetzigen Blick auf Schach geleistet hat. Ich muss auch sagen, dass Eröffnungsideen, die er persönlich überarbeitet und abgesegnet hat, meist deutlich langlebiger waren als meine eigenen. Zudem möchte ich das Engagement von FM (bald vermutlich IM) Torben Knüdel als Leistungssportreferenten hervorheben. Er hat viele Trainings mit starken Spielern organisiert, in deren Rahmen ich unter anderem mein Zeitmanagement deutlich verbessert habe. Dieser Titel zeigt, dass seine Arbeit sich gelohnt hat und ich hoffe, dass jemand daran anknüpfen wird.
NSV: In der letzten Partie wurde es noch einmal spannend: Gab es in der Partie einen Moment, wo du Zweifel hattest, dass du Deutscher Meister wirst?
Johannes: In der letzten Runde hätte ich unter normalen Umständen zuerst verlieren – später dann aber gewinnen müssen. Also ist Remis ein relativ faires Ergebnis.
NSV: Hast du ein Schachidol oder Vorbild, an dem du dich orientierst?
Johannes: Nicht wirklich, aber während des Turniers haben wir eine Neuerung von GM Vincent Keymer im vierten Zug vorbereitet.
Wer noch mehr zu Johannes Triumph erfahren möchte, kann sich gerne außerdem sein Interview durch die Deutsche Schachjugend ansehen:
Infos:
- Deutsche Jugendeinzelmeisterschaften 2025 in Willingen (Deutsche Schachjugend)
- Bericht NSJ zur DJEM 2025
- Ergebnisse U18
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