Prohaszka alleine vorne, Knüdels Comeback (Niedersachsen Masters, Runde 2)
Sonntag, 17. November 2024 von Conrad Schormann
Schon nach zwei Runden hat das Niedersachsen Masters den ersten alleinigen Tabellenführer. Großmeister Peter Prohaszka gewann nach seinem Auftaktsieg gegen Mykola Korchinskyi auch seine zweite Partie gegen Dennes Abel. Als einziger der 24 Spielerinnen und Spieler steht der Ungar nun mit 2 Punkten aus 2 Partien ganz oben. Dahinter lauern 7 Spieler mit 1,5 Punkten.
Der Livestream von Runde 2 mit CM Justus Bargsten, Patrick Werner und den Gästen Georg Meier, Elshan Moradiabadi sowie Torben Knüdel:

Spitzenreiter: Peter Prohaszka. | Foto: Conrad Schormann
Aus der Eröffnung heraus hatte Prohaszka gegen Abel bequemes Spiel, das umso bequemer wurde, als Abel versuchte, die Stellung abzuschließen, um das schwarze Läuferpaar zu neutralisieren. Dadurch ergaben sich auf beiden Flügeln sowie im Zentrum Felderschwächen und Einfallschneisen. Bald vermochte Abel all die Löcher in seiner Bastion nicht mehr zu stopfen.

28.f4 war der weiße Versuch gewesen, dem schwarzen Läuferpaar die Wirkung zu nehmen. Aber nach 28…Le8 brennt es auf beiden Flügeln und in der Mitte noch dazu. …Lh5 liegt in der Luft, …La4 auch, und auf d3 wird eher früher als später ein schwarzer Turm einsteigen.
Das straffe Programm mit Doppelrunden und morgendlichem Rundenbeginn um 9 Uhr führte am Sonntagmorgen in Wolfsburg zu einigen schnellen, taktischen Punkteteilungen. Unter denen, die friedlich gestimmt den Turniersaal betraten, war Daniel Kopylov, der seinem Erstrundensieg über einen GM nicht unbedingt einen zweiten folgen lassen wollte. Es zeigte sich, auch Zahar Efimenko auf der anderen Seite des Brettes war nicht nach Kampf zumute. Es war noch nicht einmal die Ausgangsstellung des soliden, remisträchtigen Abtausch-Grünfeldinders erreicht, da bot Efimenko remis, Kopylov akzeptierte.

Kaum hatte die Partie zwischen Zahar Efimenko und Daniel Kopylov begonnen, war sie schon vorbei. | Foto: Conrad Schormann
Im Duell des höchstbewerteten NSV-Kaderspielers gegen den zweitniedrigstbewerteten triumphierte der Außenseiter im Stil eines abgezockten Profis. Giorgi Giorgadze (Elo 2232) reichte ein Fehler von Anthony Petkidis (Elo 2436), um ein etwa ausgeglichenes Endspiel in ein gewonnenes zu verwandeln. Petkidis hatte eine Invasion gegnerischer Truppen in sein Lager zugelassen, die die Partie bald entschied.

Nach 28.Tbe1 ist für Schwarz guter Rat teuer. Weiß droht, auf der sechsten und auf der siebten Reihe einzusteigen.
Mit einem Ausrufezeichen hat sich Torben Knüdel zurückgemeldet. Der NSV-Leistungssportreferent schaffte es mit den schwarzen Steinen gegen Hussain Besou, in einem Anti-Marshall trotzdem ein Marshall-Gambit zu spielen. Für den Bauern bekam er prächtiges Spiel. Mit dem Knüllerzug der Runde beendete Knüdel das Gefecht nach nur 21 Zügen.

21…Se3! und aus. Schwarz plant …De4 nebst matt, und noch dazu droht …Sc2, und der im Eck gefangene Turm auf a1 geht verloren.
Ein Turnier mit regionalem Charakter bringt mit sich, dass regelmäßig Freunde und Kaderkollegen aufeinandertreffen. Am Sonntagmorgen ruhte für vier Stunden die Freundschaft der Supertalente Nikita Nechitaylo und Mykola Korchynskyi, die es nach Auftaktniederlagen nun miteinander zu tun bekamen.

Mykola Korchynskyi gelang im Duell der Freunde und Trainingspartner ein Schwindel, der eine kritische Partie gewann. | Foto: Conrad Schormann
Eigentlich hatte Nechitaylo mit den schwarzen Steinen die Nase vorn, nachdem Korchynskyi für sein zu kühnes Figurenopfer nicht genug Spiel bekommen hatte. Mit dem ihm verbliebenen Freibauern versuchte Korchynskyi so gut wie möglich, Probleme zu stellen – und wurde belohnt. Nechitaylo verrechnete sich. Was als Gewinnabwicklung geplant war, drehte die Partie in die andere Richtung.

29…Td8?, oje. Jetzt gewinnt 30.Dxd8+! nebst 31.c7.
Weitere Momente der zweiten Runde:

Mit der Zeitkontrolle gelang es Vladimir Baklan die Partie gegen Felix Hampel an sich zu reißen. Schwarz muss die Dame geben. Hampel verteidigte das technisch anspruchsvolle Endspiel über 60 Züge lang, aber musste am Ende die Waffen strecken.

19…h5, und Schwarz steht sehr in Ordnung. Aber Christian Polster fand eine Notbremse in Form von 20.Txh5!, das ein Remis erzwingt.