DSB-Kongress 2024: Es war, ist und wird noch ein langer Weg
Montag, 13. Mai 2024 von Benjamin Löhnhardt
Am Samstag den 11. Mai lud der Deutsche Schachbund (DSB) zum 3. außerordentlichen Kongress innerhalb eines Jahres ein. Sinnbild für die schlechte Lage in unserem Dachverband .Nichtsdestotrotz reiste die niedersächsische Delegation mit Michael S. Langer (Präsident), Bernd Laubsch (Geschäftsführer), Dirk Rütemann (Sportdirektor) und Niklas Prahl (Verbandsentwickler) nach Neuwied, um vor Ort Stellung zu den neuesten Entwickelungen zu beziehen.

Der lange Weg nach Neuwied im Auto von Geschäftsführer Bernd Laubsch (links) mit Präsident Michael S. Langer (rechts) (Quelle: Niklas Prahl)
Unseren Dank gegenüber allen geehrten Schachfreund*innen möchten wir an dieser Stelle gebührend zum Ausdruck bringen. Wir haben großen Respekt vor ihrem intensiven und langjährigen Einsatz für den Deutschen Schachsport! Für uns im NSV steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir möchten, wie die Geehrten, für unsere Schachspieler*innen einstehen und dafür sind leidenschaftliche Funktionäre mit Herz und Hand unerlässlich. In diesem Sinne Gratulation zur verdienten goldenen Ehrennadel des DSB, einer der höchsten Ehrungen im deutschen Schach.

Die NSV-Delegation nach Start um 9:00 und dem Kongress-Ende des zähen Kongresses gegen 18:45 nach Gag des Fotographen mit einem Lächeln. V.l.n.r: Niklas Prahl (Verbandsentwickler), Bernd Laubsch (Geschäftsführer), Dirk Rütemann (Sportdirektor), Michael S. Langer (Präsident) (Quelle: Niklas Prahl)
Momentan rückt das Thema Finanzen nicht aus dem Fokus und es wurde mit zwei Finanzanträgen zentraler Bestandteil des Kongresses. In der Versammlung sprach sich eine knappe Mehrheit von 52 % dafür aus, den Beitrag von 10 € (für 2024 einmalig auf 13 € erhöht) dauerhaft auf 14 € festzusetzen. Württembergs Antrag für eine einmalige Umlage (1 € pro Mitglied) zur Sicherung der Liquidität wurde von den Delegierten abgelehnt. Konstruktive niedersächsische Kritik zur Beitragserhöhung, welche Züge von Selbstbedienung an dem Geld der Mitglieder und den Charme einer langen Wunschliste zu Weihnachten hat, wurde mehrfach geäußert. Angesichts unserer Skepsis in Bezug auf die Mittelverwendung konnten wir diesem Antrag nicht zustimmen.
Da es anscheinend selbstverständlich ist, den Dachverband bedingungslos finanziell nach seinen Wünschen auszustatten, fanden wir es wichtig und notwendig, unsere Vorbehalte zum Ausdruck zu bringen. Unsere Forderung nach einer kritischen Reflexion der DSB-Angebote mit Ausrichtung an den Bedürfnissen des gemeinen Schachspielers, die zwangsläufig zu Kürzungen und Ausweitung in unterschiedlichen Bereichen führt, wurde im DSB-Kongress nur wenig inhaltliche Beachtung geschenkt. Ungeachtet dessen bleiben wir standhaft bei unserer Forderung, um endlich eine transparente Debatte zu möglichen Leistungspaketen des DSB, sowie deren finanziellen Kosten zu ermöglichen. Unserer Überzeugung nach lässt sich nur so der objektiv benötigte Bedarf aus Mitgliedermitteln ableiten, der dem DSB für seinen Aufgaben & Pflichten zur Verfügung stehen muss.

Blick auf den Arbeitsplatz des Präsidenten mit Abstimmungsgerät, Smartphone sowie Stift und Papier. (Quelle: Niklas Prahl)
Für unsere niedersächsischen Positionen stehen wir mit unserem Namen und dies unabhängig von dem Gegenwind, welchen wir dafür erfahren. Für uns eine Selbstverständlichkeit. Für einige andere Delegierte anscheinend ein Unding, sodass zu Beginn ein Antrag auf geheime Wahl für alle Abstimmungen gestellt wurde. Aus unserer Sicht ein Freifahrtschein, um sich bequem aus der Affäre ziehen zu können, der unserer Auffassung von Rechenschaft den Mitgliedern gegenüber diametral entgegensteht. Wir missbilligen dieses Vorgehen und regen eine Rückkehr zum üblichen Prozedere an.

Wenn das Unsägliche beginnt, wird hoffungsvoll gebetet, fassungslos der Platz verlassen, enttäuscht nach unten oder entsetzt nach vorne geschaut. Links Bernd Laubsch (Geschäftsführer) und rechts Michael S. Langer (Präsident) vor Dirk Rütemann (Sportdirektor) (Quelle: Niklas Prahl)
Ebenfalls ein Unding war die fehlende Professionalität in der Haushaltsdebatte. Der Vizepräsident Finanzen hat im Vorfeld einen Antrag auf Beitragserhöhung gestellt, ohne jedoch einen ausgearbeiteten Haushalt dafür zur Aussprache im Kongress parat zu haben. Diese Tatsache entzieht sich unserem Verständnis. Eine dringend benötigte einstündige Unterbrechung des DSB-Kongresses, um die holprige Präsentation mit misslungenen Zahlenwerk zu retten, zeugt nicht von fundierter Sacharbeit im so wichtigen Finanzbereich. »Wenn alles gut läuft, wird da am Ende mehr Geld stehen« kann und darf nicht die Maxime sein. Wir appellieren hier an eine zukünftige angemessene Vorbereitung der Unterlagen und ein Nachjustieren der fachlichen Expertise.
Resümierend halten wir den weiter vorhandenen Handlungsbedarf im DSB fest. Die eingeschlagene Richtung lässt uns vorsichtig positiv aufhorchen, obwohl es inhaltliche Diskrepanzen zu unseren Vorstellungen gibt. Angetan sind wir davon, dass sich in bilateralen Gesprächen mit dem Präsidium und Delegierten Gesprächsbereitschaft abzeichnete. Der Finger, welchen wir in die Wunde gelegt haben, regt andere zum konstruktiven Nachdenken an. In ruhige Fahrwasser befindet sich der DSB nach Neuwied noch nicht. Eine sinnvolle Weichenstellung ist am Horizont erkennbar und diese möchten wir weiter begleiten, damit auch beim DSB wieder der Mensch ganzheitlich im Mittelpunktsteht.
Im Namen eures Delegationsteams
Niklas Prahl, Referent für Verbandsentwicklung
P.S.:
Wenn du die neuen Ereignisse des aktuellen Kongresses korrekt in den zeitlichen Kontext einordnen möchtest, empfehlen wir dir unseren Bericht zum DSB-Kongress in Berlin Anfang 2023 und zum digitalen DSB-Kongress Ende 2023. Dort haben wir für dich das Wichtigste aus niedersächsischer Sicht zusammengefasst und Stellung bezogen. Zudem befindet sich u.a. bei ChessBase ein Bericht über den Kongress 2024 – mit einem Interview mit unserem Präsidenten.
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